Jede Frau ist anders!

Besonders die Erfinderin der Edle von Zwirn.
Ein Interview mit Schneidermeisterin Charlotte von Löbbecke-von Campe:

Wie sind Sie zur Mode gekommen?
Schon als Kind fing ich an zu Nähen. Meine Mutter brachte mich dazu. Da ich keinen Stoff zur Verfügung hatte, wurden kurzerhand die Betttücher der Familie zerschnitten und eingefärbt. So trug ich mit 15 Jahren die neueste Mode, aber nach eigenen Vorstellungen. Mein Vater schlug mir dann den Weg in die Modebranche vor. Nach dem Abitur auf einer kirchlichen Schule in Hessen folgten eine Schneiderlehre in Hamburg, Gesellenzeit in Zürich und Freiburg und eine 3jährige Ausbildung zur Schneidermeisterin und Modefachtechnikerin an der Deutschen Meisterschule für Mode in München. Das war zunächst mein Ziel und ich hatte es nach 8 Jahren Ausbildung erreicht.

Was wollten Sie nach Ihrer Ausbildung beruflich machen?
Eigentlich wollte ich bei Vivienne Westwood arbeiten, die ich sehr für Ihre Schnittführung und den Transfer von historischen Details in aktuelle Mode bewundere und die ja mit ihrem Punk Modegeschichte geschrieben hat.
Aber da ich noch während des letzten Ausbildungsjahres in München mit Rat und Tat an der Umsetzung einer Maßhemdenfirma beteiligt war, die 3 Freunde gründeten, fing ich dort in Hamburg an zu arbeiten. Aktiv am Aufbau eines Vertriebsnetzes, der Fertigungsplanung und Schnitterstellung, Einkauf, Verkauf, Steuererklärungen, usw.., beteiligt, war diese Tätigkeit eine weitere umfassende Lehrzeit auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Denn selbstständig werden wollte ich irgendwann, wenn auch nicht unbedingt mit einem Kleidungsstück wie dem Maßhemd…

 

Und es wurde das Maßhemd?
Es bot sich 1998 die Übernahme einer seit 20 Jahren auf die Anfertigung von Maßhemden spezialisierten Firma im hessischen Lauterbach, die ich gemeinsam mit meinem Ehemann Christian ergriffen und seither geführt und vorangetrieben habe. Er im kaufmännischen und ich im technischen Bereich. Immer mit der neuesten Technik, aber doch von langjährig der Firma treuen Schneiderinnen von Hand gefertigt. Know-How made in Germany eben.

Warum dann eine Damen-Modelinie?
Nach 13 Jahren Maßhemden und 3 in der Zwischenzeit geborenen Kindern bildete ich die erste junge Frau zur Maßschneiderin aus. Weitere folgten ebenso wie zahlreiche Praktikant/innen. Das Vermitteln meiner Kenntnisse und Erfahrungen machte mir großen Spaß. Und ich entdeckte meine kreative Ader und die Lust an der Modell-Schnitterstellung wieder. Von der Stoffauswahl über die Idee und Skizze des Entwurfes bis zum fertigen Modell: Immer ein Auge auf das Praktische und Kombinierfreudige, auf Typ und Figur abgestimmt, für jedes Alter, mit Augenmerk auf Details.

Gibt es nicht schon genug Auswahl in der Damenmode?
Sicherlich sind viele schöne Kleidungsstücke in den Geschäften zu haben. Doch wenn mir ein Stoff gefiel, war der Schnitt nicht optimal. Oder umgekehrt. Die Ärmel zu kurz, die Taille zu hoch, die Verarbeitung schlecht und dann noch aus derselben Fabrik in Bangladesch wie einschlägig  bekannte Billigmarken. Im Gespräch mit Kundinnen jeglichen Alters kam heraus, dass jede auf der Suche nach dem gewissen Kleidungsstück ist. Hier ein rotes Kleid, dort die perfekte Seidenbluse, oder einfach ein Hosenrock.  Es kommen aber auch modebegeisterte Kundinnen im Rollstuhl. Oder Dressur-Reiterinnen suchen die ausgefallene Jacke mit Plastron…

Zuerst kam die Mass-Modell-Linie? Warum?
Das Ergebnis der ersten Maßschneiderausbildung war die Linie Edle von Zwirn. Denn nur klassische Hemden und Blusen nähen, auch wenn sie auf Maß gearbeitet werden, reicht als Inhalt für eine gute Maßschneiderausbildung nicht aus. So entstanden Röcke, Hosen, Tops, Blusen, Kleider, Jacken und Mäntel in verschiedenster Ausführung, Stoff-, Form- und Details- Auswahl.
Es sprach sich herum, dass hier Unikate auf Maß angefertigt werden vom Hosenanzug bis zum Brautkleid. Der Kundenstamm für Maßanfertigungen wuchs beständig. Als Inspiration und auch zum Sofortkauf wurde mit den Lehrlingen eine kleine Edle von Zwirn –Kollektion in Konfektionsgrößen gefertigt, die regelmäßig durch neue Stücke ergänzt wird, je nach Thema im Ausbildungsplan.
Darauf wollen wir nun die Blusen -Linie und später eine Jacken- und Mantel -Linie aufbauen. Nach und nach auch andere Kleidungsstücke und vielleicht eine ganze Edle von Zwirn -Welt mit dem Herren-Pendant Edler von Zwirn. (siehe "Visionen")

Wie kam es zu dem Namen Edle von Zwirn?
Der Name "Edle von Zwirn" entstammte der Ausbildungszeit, wo ein Freund, der immer Anzüge in einer Bank tragen musste, regelmäßig mit der Floskel „Heute wieder ein besonders edler Zwirn“ begrüßt wurde.
Heute steht "Edle" für eine feminine Mode in höchster Qualität, das "von" für Werte wie Tradition, Kontinuität der Firma bzw. des Handwerks, Langlebigkeit und der "Zwirn" für textile Bekleidung und Mode.